Artistic Swimming - Grösster Fan muss an der WM neutral sein
11. Februar 2024
20 Jahre lang war Katrin Eggenberger selbst Artistic-Schwimmerin und brachte das Fürstentum auf die grosse Bühne. Schon etwas länger ist sie als Wertungsrichterin aktiv und unterstützt dabei den Olympia-Traum der Liechtensteinerinnen. Aktuell ist sie an der WM in Doha tätig.
An der Artistic-Swimming-Weltmeisterschaft in Doha (2. bis 10. Februar) werden maximal noch die letzten von insgesamt 18 Duett-Startplätzen für die Olympischen Spiele in Paris vergeben. Katrin Eggenberger ist eine von 13 Wertungsrichterinnen, die darüber entscheiden, an welche Nationen die ausstehenden Tickets und WM-Medaillen vergeben werden. Aus über 200 Kandidaten mit dem höchsten Wertungsrichterinnendiplom wurde die ehemalige Regierungsrätin vom Weltverband namens World Aquatics nominiert; nach der WM 2023 wurde sie als einzige Europäerin das zweite Mal in Folge aufgeboten.
«Das ein kleines Land wie Liechtenstein erneut berücksichtigt wird, ist ein Privileg und ein Zeichen, dass der Weltverband an uns glaubt», meint Eggenberger. Es ist genauso der Lohn für die geleistete Arbeit. Denn ausschlaggebend für weitere Nominierungen sind die Bewertungen der Evaluatoren, welche die Leistungen der Wertungsrichterinnen bewerten. Mehrere Wochen pro Jahr investiert die ehemalige Athletin in dieses Ehrenamt. Alles aus Freude daran, Liechtensteins Artistic-Team bei ihrem Ziel so gut wie möglich – und was erlaubt ist – auf ihrem Weg nach Paris zu helfen. Denn nichtsdestotrotz muss sie in ihrer Bewertung neutral bleiben, darf weder bevorzugen noch benachteiligen.
Erste WM-Teilnehmerin für Liechtenstein
«Die Gefahr eines Bias besteht für alle Richter. Doch zum Glück habe ich die Liechtensteinerinnen bisher immer richtig eingestuft und das werde ich nach bestem Gewissen auch weiterhin tun», betont die Wertungsrichterin. Es bereitet ihr Freude, die Olympia-Kandidatinnen auf ihrem Weg zu begleiten: «Ich bin ihr grösster Fan und bekomme oft Gänsehaut, wenn ich sie schwimmen sehe. Ich bin einfach begeistert, was sie in den vergangenen Jahren für riesige Fortschritte gemacht haben.»
Aus ihrer eigenen aktiven Zeit weiss Eggenberger, was es bedeutet, als Berufstätige bzw. Studentin gegen Profis anzutreten. Mit fünf Jahren trat sie dem SC Flös in Buchs bei, wo einige Liechtensteiner Artistic-Schwimmerinnen aktiv sind. Sieben Jahre gehörte sie dem Schweizer Nationalteam an und war selbst Teil von zwei Olympiaprojekten. Insgesamt nahm sie an drei Weltmeisterschaften und mehreren Weltcups teil. Im letzten Jahr ihrer Karriere trat die Doppelbürgerin für Liechtenstein an. 2006 in Yokohama (Japan) leistete sie Pionierarbeit als erste Weltcup-Teilnehmerin (Solistin) für das Fürstentum und ebnete damit den Weg für die nachfolgenden Generationen.
17 Jahre hat sich genau im selben Land ein Kreis geschlossen: Dort, wo Liechtenstein die grosse, weltweite Bühne dieser Sportart erstmals betrat, durfte Eggenberger nämlich in Fukuoka auch ihre erste WM als Wertungsrichterin bestreiten. Mit 19 Jahren hat sie dieses Amt schon bei nationalen Wettkämpfen übernommen – anfangs parallel zu ihrer internationalen Athletinnenkarriere. Als sie angefragt wurde, übernahm die leidenschaftliche «Wassernixe» beim Liechtensteiner Schwimmverband als Wertungsrichterin und ist heute die einzige Liechtensteinerin auf dem obersten Wertungsrichterlevel. Nach 20 Jahren als Athletin und über 20 Jahren als Wertungsrichterin brennt sie nach wie vor für das Artistic Swimming.
Wissen, wie die Punkte vergeben werden
Katrin Eggenberger hat bereits Liechtensteins erstes olympisches Duett, Lara Mechnig und Marluce Schierscher (Tokio 2021), auf ihrem Weg begleitet. Nun möchte sie Noemi Büchel, Leila Marxer und Nadina Klauser dabei unterstützen, dass sie sich für Paris 2024 qualifizieren. Auf welche Art, wenn sie an den Wettkämpfen unparteiisch sein muss? «Eine Delegation ist nur komplett, wenn sie eine Wertungsrichterin, Trainerin, Managerin und Schwimmerinnen stellt», erklärt Eggenberger. Nur mit einer eigenen Wertungsrichterin ist jemand anwesend, wenn die Jury über die Küren diskutiert und Noten vergibt. «Um das Olympiaprojekt zu schaffen, brauchst du auch diese Informationen.»
Im Gespräch vor der Abreise nach Katar blickt Liechtensteins Wertungsrichterin der diesjährigen Weltmeisterschaft entgegen. «Unsere Athletinnen werden neue Küren präsentieren, damit gehen sie ein Risiko ein», erklärt Katrin Eggenberger. Auslöser hierfür ist das 2023 angepasste internationale Wertungssystem von World Aquatics. Seither entscheiden der Schwierigkeitsgrad der Küren und die korrekte Ausführung des Programms, das im Vorfeld angemeldet werden muss, massgeblich über die Punktzahl. Sowohl bei den Athletinnen als auch bei allen Ehrenamtlichen im Hintergrund steckt Herzblut dahinter. Deshalb wünscht sich die Wertungsrichterin, dass die Liechtensteinerinnen in Doha, wenn es um alles oder nichts geht, «ihre Leistung zum richtigen Zeitpunkt abrufen können» – während sie diese trotz Daumendrücken im Vorfeld fair zu bewerten hat.
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